Ergotherapie

Die Ergotherapie ( „Werk“, „Arbeit“ „Dienst“, „Behandlung“) ist ein medizinisches Heilmittel und wird bei gesundheitlich beeinträchtigten Menschen mit motorisch-funktionellen, sensomotorisch-perzeptiven, neuropsychologisch, neurophysiologischen oder psychosozialen Störungen eingesetzt.

Die Ergotherapie ist ein medizinisches Heilmittel und wird bei gesundheitlich beeinträchtigten Menschen mit motorisch-funktionellen, sensomotorisch-perzeptiven, neuropsychologischen, neurophysiologischen oder psychosozialen Störungen vom Arzt verschrieben.

Ergotherapie unterstützt und begleitet Menschen jeden Alters, die in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt oder von Einschränkung bedroht sind, bei für sie bedeutungsvollen Betätigungen mit dem Ziel, sie in der Durchführung dieser Betätigungen in den Bereichen Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit in ihrer persönlichen Umwelt zu stärken. Hierbei dienen spezifische Aktivitäten, Umweltanpassung und Beratung dazu, dem Menschen Handlungsfähigkeit im Alltag, gesellschaftliche Teilhabe und eine Verbesserung seiner Lebensqualität zu
ermöglichen." (Neue Definition der Ergotherapie Feb. 2007)

Ergotherapie in der Pädiatrie
Die Behandlung von Kindern ist ein wesentliches Teilgebiet der Ergotherapie (prozentuale Menge aller Verschreibungen ergotherapeutischer Behandlungen) und entlehnt sich damit grundlegendes Wissen aus der Entwicklungspsychologie (vgl. Affolter, Ayres, Frostig usw.). Entsprechend überschneidet sich die Ergotherapie in mehreren Bereichen und in zunehmendem Maße mit der Kinderpsychologie bzw. der kinderpsychologischen Behandlung.

Ergotherapie kann daher (im Rahmen interdisziplinärer Zusammenarbeit) bei allen Kindern und Jugendlichen indiziert sein, deren Entwicklung zu selbständigen, handlungsfähigen Erwachsenen eingeschränkt bzw. behindert ist, z. B. durch:
  • Störungen des Bewegungsablaufs infolge hirnorganischer Schädigungen Störungen der sensomotorischen Entwicklung und der damit verbundenen Beeinträchtigung der kognitiven Prozesse
  • Störungen der Wahrnehmungsfähigkeit und -verarbeitung (sensorischen Integrationsstörungen)
  • Ausfallerscheinungen bzw. Verzögerungen in der Sozialentwicklung, der Beziehungsbildung und Kommunikationsfähigkeit
  • Psychische Erkrankungen nur in Zusammenarbeit mit Psychologen, z. B. Verhaltensstörungen, ADHS, frühkindlicher Autismus, Ess-Störungen
  • Sinnesbehinderungen, z. B. Taubheit, Blindheit
Behandlungsziele sind unter anderem:
  • Verbesserung der Bewegungsabläufe, der Tonusregulation und der Koordination,
  • Verbesserung der Sinneswahrnehmung und der Wahrnehmungsverarbeitung,
  • Verbesserung der Konzentration und Ausdauer und kognitiver Leistungen,
  • Stärkung der Motivation und Neugierde,
  • Integration in Familie und Umwelt inkl. der intensiven Auseinandersetzung mit der Umwelt und der Kompensation bleibender Defizite.
  • Größtmögliche Selbständigkeit im Alltag, in der Schule und im weiteren Umfeld
Die Behandlung kann in Sonderschulen, Sonderkindergärten, Frühförderstellen, Kinderkliniken und speziellen Rehabilitationszentren aller Fachrichtungen, Kinderheimen, Sozialpädiatrischen Zentren oder hauptsächlich in Ergotherapie-Praxen stattfinden.

Von eminenter Wichtigkeit ist die Einbeziehung des sozialen Umfeldes des Kindes in eine interdisziplinäre Zusammenarbeit, also der Erzieher, Lehrer, Kinderpsychologen, anderer Therapeuten, vor allem aber der Eltern.

Ergotherapie in der Neurologie
Hier werden vor allem Erkrankungen des Zentralen Nervensystems zum Beispiel Zustand nach Schlaganfall, Schädel-Hirn-Verletzungen, Querschnittlähmungen, Multiple Sklerose oder Parkinson Syndrom behandelt. Diese weisen in der Regel sehr komplexe Störungsbilder auf, die sich vergleichsweise langsam und nur selten vollständig zurückbilden. Eine ergotherapeutische Behandlung in diesem Fachbereich beinhaltet zum Beispiel:
  • Hemmung und Abbau krankhafter Haltungs- und Bewegungsmuster und Erlernen und Üben normaler Bewegungen
  • Verbesserung der Verarbeitung von Sinnesreizen im Sinne einer Normalisierung der Reizempfindung, einer Filterung und Bewertung der empfundenen Reize, einer Normalisierung der Geschwindigkeit der Reizverarbeitung und der Normalisierung der Reizverarbeitung bis zu einer zweckmäßigen motorischen Antwort.
  • sensorische Integration
  • Behandlung von Störungen der Grob- und Feinbewegungen
  • Verbesserung von Gleichgewichtsempfindungen und der Gleichgewichtsreaktionen.
  • Verbesserung von neuropsychologischen Defiziten und Einschränkungen der geistigen Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit, Konzentration, Merkfähigkeit, Gedächtnis oder Lese-Sinn-Verständnis, das Erkennen von Gegenständen oder das Erfassen von. Räumen, Zeit und Personen
  • Erlernen von Ersatzfunktionen
  • Entwicklung und Verbesserung der Fähigkeiten unter anderem in den Bereichen der Gefühlssteuerung, der Affekte oder der Kommunikation
  • Training von Alltagsaktivitäten im Hinblick auf die persönliche, häusliche und berufliche Selbständigkeit
  • Beratung bezüglich geeigneter Hilfsmittel und Änderungen im häuslichen und beruflichen Umfeld, eventuell Anpassung von Hilfsmitteln
Ergotherapie in der Orthopädie / Traumatologie
Die Ergotherapie behandelt im Bereich der Orthopädie / Traumatologie Menschen mit Störungen des Bewegungsapparates, also z.B. bei
  • Amputationen
  • Lähmungen von Nerven vor allem der Arme und des Rumpfes,
  • angeborenen Fehlbildungen des Rumpfes, der Arme und Hände,
  • Verletzungen der Knochen, Muskeln und Sehnen und der Nerven,
  • Abnutzungserscheinungen und Erkrankungen der Wirbelsäule und anderer großer Gelenke(Schulter, Hüfte oder Knie)
  • Tumoren der Knochen, Muskeln oder Nerven,
  • entzündlichen und degenerativen Gelenkerkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis
Die Beweglichkeit soll wieder hergestellt, die Muskulatur gekräftigt, das Tasten und Spüren zur Aufnahme und Weiterleitung von äußerlichen Reizen wieder ermöglicht, die Geschicklichkeit vor allem der Hände und die Koordination beider Hände als auch der einzelnen Finger normalisiert werden.

Das alles dient dem Ziel der Selbständigkeit in allen Bereichen der persönlichen, häuslichen und beruflichen Lebensführung. Darüber hinaus soll der Patient lernen, sich so schonend und schmerzarm wie möglich zu bewegen und seine Kräfte zu nutzen, um weitere Schäden bei degenerativen Erkrankungen zu vermeiden bzw. zu vermindern und auch künftig aktiv und selbstbestimmt sein Leben gestalten zu können.

Ist eine volle Wiederherstellung in allen genannten Qualitäten nicht mehr möglich, bleibt also eine Behinderung bestehen, lernt der Patient in der Ergotherapie, diese mit Hilfe von veränderten Verhaltensweisen und Arbeitsabläufen, Tricks, speziellen Hilfsmitteln, Veränderungen in seinem Wohnumfeld, speziellen Handschienen oder Prothesen auszugleichen. Eine ergotherapeutischen Behandlung beinhaltet:
  • Übungen zur Beweglichkeit, Muskelkraft, Ausdauer, Belastbarkeit und Sensibilität,
  • Abhärtung von Amputationsstümpfen und Training mit der Prothese,
  • Umtrainieren der Gebrauchshand / Händigkeit,
  • Training von Alltagsaktivitäten im Hinblick auf die persönliche, häusliche und berufliche Selbständigkeit,
  • Beratung und Training zum Gelenkschutz,
  • Herstellung von speziellen Hand- und Armschienen,
  • Beratung bzgl. geeigneter Hilfsmittel und Änderungen im Wohnumfeld, ggf. Herstellung und Anpassung von Hilfsmitteln.
Die Therapie findet überwiegend einzeln statt, wird aber auch in Gruppen angeboten (z.B. Beratung und Training zum Gelenkschutz).

Sie erfolgt stationär oder ambulant in:
  • orthopädischen und chirurgisch / traumatologischen Akut- und Rehabilitationskliniken,
  • Spezialabteilungen und Zentren für Handchirurgie, Rheumatologie, Verbrennungen, Rückenmarksverletzte etc.,
  • Sonderschulen und Körperbehindertenzentren,
  • ergotherapeutischen Praxen.
Ergotherapie in der Psychiatrie
Die Ergotherapie behandelt in diesem Fachbereich Patienten aller Altersstufen mit psychotischen, neurotischen, psychosomatischen Störungen und Suchterkrankungen. Es kommen Krankheitsbilder vor wie z.B.:
  • Schizophrenie, Depression, Manie
  • Demenz, Morbus Alzheimer, hirnorganisches Psychosyndrom
  • Borderline-Persönlichkeitsstörungen
  • neurotische Depressionen, Zwangs-, Angstneurosen, paranoide Persönlichkeitsstörung
  • Alkohol-, Drogen-, Medikamenten- oder Spielsucht
  • Eßstörungen, Schlafstörungen
  • Autismus, Verhaltens- und Entwicklungsstörungen
Das grundsätzliche Ziel der Ergotherapie ist es, emotionale, soziale und kognitive Fähigkeiten zu wecken und aufzubauen und dem Patienten eine größtmögliche Selbständigkeit im Alltag über eine gute Orientierung, normalen Antrieb, alle geistigen Funktionen, umfassende Wahrnehmung, normale Motorik etc. zu ermöglichen. Im wesentlichen sind dabei drei Behandlungsansätze von Bedeutung:

1. Der subjektbezogenen, ausdruckszentrierten Methode liegen tiefenpsychologisch orientierte Konzepte zu Grunde. Dem Patienten sollen Möglichkeiten erschlossen werden, über kreativ-gestalterisches Tun zur besseren Wahrnehmung von Erlebnisqualitäten zu finden, d.h. lernen, Wünsche, Bedürfnisse und Gefühle nonverbal zum Ausdruck zu bringen. Dabei steht der Gestaltungsprozess als Weg zu besserem Selbstverständnis und Einblick in die darin begründeten Reaktionsweisen im Vordergrund.

2. Die soziozentrierte, interaktionelle Methode hat überwiegend die Kontakt- und Kommunikationsfähigkeit zum Ziel. In Partner- oder Gruppenarbeit soll sowohl Individualität als auch Anpassung an eine Gemeinschaft gelebt werden.

3. Durch die sachbezogenen, alltagsorientierten Methoden sollen verlorengegangene oder nicht vorhandene Kompetenzen erworben werden, indem kognitive, handlungsbezogene und gefühlsbezogene Fähigkeiten geübt werden. Die Patienten sollen eine bessere Orientierung finden und einen Bezug zur Realität herstellen lernen.

Die Therapie findet statt, einzeln oder in Gruppen, in
  • stationären Einrichtungen,
  • teilstationären Einrichtungen (Tages- oder Nachtkliniken),
  • komplementären Einrichtungen (Wohnheimen, Tagesstätten, Sozialpsychiatrischen Zentren),
  • ambulanten Einrichtungen (ergotherapeutischen Praxen, Beratungsstellen),
  • arbeits- und berufsrehabilitativen Einrichtungen.
Ergotherapie in der Geriatrie
Der Arbeitsbereich der Ergotherapie in der Geriatrie wird durch das umgrenzte Alter der Patienten und die damit einhergehenden, altersbedingten körperlichen und geistigen Einschränkungen bestimmt. Aber auch gesellschaftliche Faktoren wie z. B. das grundsätzliche Ansehen alter Menschen in ihrem sozialen Umfeld, oder die Tendenz zur institutionellen Betreuung von Pflegebedürftigen beeinflussen die Arbeit sehr stark. Die Lebenssituation alter Menschen wird vielfach u.a. von folgenden Faktoren bestimmt:
  • Mehrfacherkrankungen (Multimorbidität)
  • Abnahme der körperlichen, geistigen und psychosozialen Fähigkeiten
  • Nachlassen der Funktionen der Sinnesorgane (Sehen, Hören,....)
  • Verlust von Partner, Wohnung / Wohnumfeld, materiellen Werten, Selbstbestimmung und Eigenverantwortung, usw.
  • Erschwerte Teilnahme am öffentlichen Leben
  • Gefahr von Vereinsamung
Diese Faktoren und die Fülle an möglichen akuten und chronischen Krankheitsbildern aus nahezu allen medizinischen Fachbereichen bestimmen die Zielsetzung und daraus folgenden Maßnahmen der Ergotherapie. Übersicht über die wesentlichsten Krankheitsbilder:
  • Schlaganfall
  • Morbus Parkinson
  • Multiple Sklerose
  • Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises
  • alle degenerativen Erkrankungen des Skelettsystems wie Arthrosen oder Osteoporosen
  • Amputationen, vor allem der unteren Extremitäten z. B. bei Durchblutungsstörungen durch einen Diabetes mellitus
  • Zustand nach Frakturen
  • Depressionen
  • Psychosen und Neurosen
  • dementielle Erkrankungen, z.B. Morbus Alzheimer
  • Herz-, Kreislauferkrankungen
  • Stoffwechselerkrankungen
  • Tumore
Die Einschätzung erreichbarer und auf die individuelle Situation abgestimmter Therapieziele nimmt in der Arbeit mit dem alten Menschen eine herausragende Rolle ein.
  • Förderung der motorisch-funktionellen Fähigkeiten, Erhaltung der Grundmobilität und der Geschicklichkeit.
  • Aktivierung und Förderung geistig kognitiver und neuropsychologischer Fähigkeiten.
  • Selbsthilfetraining zur Erhaltung größtmöglicher Selbständigkeit, vor allem in den Bereichen Essen und Trinken, Körperpflege und Bekleidung, Fortbewegung und Kommunikation, inkl. Beratung der Angehörigen, Hilfen zur Anpassung des Wohnumfeldes und Versorgung mit den notwendigen Hilfsmitteln.
  • Erhaltung der Kontaktfähigkeit, Kommunikation und Orientierung
  • Psychische Stabilisierung und Hilfestellung zur Verarbeitung veränderter Lebensumstände und von Verlusten.
Ergotherapeuten arbeiten sowohl in geriatrischen Kliniken und Rehabilitationszentren als auch in Tageskliniken, Tagesheimen, Altersheimen und Altenpflegeheimen. Die Therapie findet je nach Indikation, den Zielen und individuellen Bedingungen einzeln oder auch in Gruppen statt. Die einzusetzenden Maßnahmen unterscheiden sich im Grundsatz nicht von denen der Fachbereiche Orthopädie / Traumatologie, Rheumatologie, Neurologie oder Psychiatrie, müssen aber in besonderem Maße der speziellen Situation alter Menschen, wie oben kurz skizziert, Rechnung tragen. Die Ergotherapeutin ist in der Geriatrie vor allem besonders gefordert, sich mit den Grenzen ihrer therapeutischen Möglichkeiten auseinander zusetzen.

Ergotherapie in der Rheumatologie
Der Begriff Rheumatismus ist eine Sammelbezeichnung für eine große Zahl bestimmter Erkrankungen im Bereich des Bewegungsapparates. Die rheumatische Erkrankungen gehen in der Regel mit Schmerzen und Funktionseinschränkungen einher und betreffen meist den ganzen Körper.

Vor allem das entzündliche Gelenkrheuma (Polyarthritis) und der Morbus Bechterew ziehen den ganzen Bewegungsapparat in Mitleidenschaft und betreffen den Menschen in seinem ganzen Lebensumfeld. Die eigentlichen Ursachen sind nach wie vor nicht vollständig geklärt. Grundsatz der ergotherapeutischen Maßnahmen ist, den betroffenen Menschen in seinem Bemühen um größtmögliche Selbständigkeit und Unabhängigkeit und gegen eine drohende Invalidität zu unterstützen. Sein Wille zur aktiven Mitarbeit soll gestärkt werden. Daraus ergibt sich das grundlegende Behandlungsprogramm:
  • Unterweisung in den Regeln des Gelenkschutzes
  • Erhaltung und Verbesserung der Beweglichkeit
  • Vermeidung und Verminderung von Fehlstellungen, Fehlbewegungen und Kontrakturen in den Gelenken.
  • Kräftigung der Muskulatur und Stabilisation von Gelenken
  • Erarbeitung von Kompensationsstrategien
  • Versorgung mit stützenden und funktionsverbessernden Schienen
  • Beratung über Hilfsmittel und Training der alltagsrelevanten Tätigkeiten
Der Gelenkschutz gilt als ein übergeordnetes Prinzip der Behandlung und sollte die therapeutischen Maßnahmen immer einleiten. Er ist im Wesen eine vorbeugende Maßnahme, entfaltet seine Wirksamkeit also am ehesten, wenn der Patient schon zu Beginn der Erkrankung darin geschult wird. Alle weiteren Behandlungsmaßnahmen sollen dann auf der Basis seiner Regeln durchgeführt werden.

Ergotherapie bei rheumatischen Erkrankungen wird zu unterschiedlichen Zeitpunkten durchgeführt. Nach der Diagnosestellung ist eine Gruppentherapie zum Gelenkschutztraining sinnvoll, ein allgemeines Funktionstraining ist mit begrenzten Behandlungsserien immer wieder im Verlauf der Krankheit indiziert, ebenso die Versorgung mit Schienen und Beratung über entsprechende Hilfsmittel und Kompensationsstrategien. Der jeweilige Zeitpunkt richtet sich nach dem individuellen verlauf und den Notwendigkeiten im Alltag des Betroffenen. Ein spezielles Funktionstraining inkl. Schienenversorgung und Hilfsmittelberatung / Training im lebenspraktischen Bereich wird nach Operationen z.B. an einzelnen Gelenken durchgeführt.

Die Behandlung findet stationär und ambulant in allgemeinen Krankenhäusern mit internistischen, geriatrischen und orthopädischen Abteilungen, in speziellen rheumatologischen Kliniken und Rehabilitationszentren, Kureinrichtungen, rheumatologischen Beratungsstellen an Kliniken oder bei der Rheuma-Liga und in ergotherapeutischen Praxen statt. Sie kann als Gruppen- und Einzeltherapie durchgeführt werden.

Ergotherapie in der Arbeitstherapie
Arbeitstherapie ist ein Behandlungsfeld der Ergotherapie, bei dem Arbeit unter wirklichkeitsnahen Bedingungen als Mittel der Therapie eingesetzt wird. Der Patient wechselt zunehmend aus der Rolle des Behandelten in die des Handelnden über.

Menschen, die aufgrund einer körperlichen, geistigen oder psychischen Erkrankung in ihrer Arbeitsfähigkeiten und -fertigkeiten beeinträchtigt sind, so daß sie einer beruflichen Tätigkeit nicht oder nur sehr eingeschränkt nachgehen können, werden arbeitstherapeutisch behandelt. Es ist die Aufgabe des Therapeuten, die Arbeitsfähigkeit des Patienten / Klienten zu erreichen. Dazu schafft er die entsprechenden Rahmenbedingungen und Übungsbereiche und entwickelt Förderprogramme. Er verfolgt zusammen mit seinem Patienten / Klienten Strategien zur Verbesserung / Wiederherstellung von
  • Grundarbeitsfähigkeiten wie Ausdauer, Konzentration, Tages- und Zeit - Strukturierung,
  • sozialen Fähigkeiten wie Kontakt-, Durchsetzungs- und Anpassungsfähigkeit,
  • affektiven Leistungen, z.B. Selbstvertrauen, Entscheidungsfähigkeit,
  • motorischen Fähigkeiten wie Feinmotorik, Geschicklichkeit und körperliche Belastbarkeit,
  • instrumentellen und individuellen Kompetenzen (z.B. Rechnen, Schreiben, Organisieren),
  • Alltagskompetenzen.
Zu den Aufgaben eines Arbeitstherapeuten gehört es, eine Arbeits- und Berufsanamnese zu erstellen, Anforderungs- und Eignungsprofile zu entwickeln, realitätsorientierte Trainingsangebote und Belastungserprobungen durchzuführen, bzgl. der Möglichkeiten der Wieder-/ Eingliederung in das Arbeitsleben zu informieren, den Klienten an einer neuen Arbeitsstelle zu betreuen und diesen Arbeitsplatz ggf. Individuell anzupassen.

Arbeitstherapeuten arbeiten an Fachkliniken vor allem für Psychiatrie, Neurologie und Suchterkrankungen, in Werkstätten für körperlich, geistig oder psychisch Behinderte, Berufsförderungs- und Berufsbildungswerken, Zuverdienst- und Integrationsfirmen, Tagesstätten für psychisch Behinderte, Wohnheimen, Jugend- und Strafvollzugsanstalten und in eigener, ergotherapeutischer Praxis.

Ergotherapie mit Geistig Behinderten
Ausgangspunkt der therapeutischen Arbeit ist die Akzeptanz der individuellen Persönlichkeit des geistig Behinderten, der einer besonderen Förderung bedarf. Von einem ganzheitlichen Ansatz ausgehend, muß genau geprüft werden, welche eigenständigen Lebensgestaltungs-möglichkeiten und damit Perspektiven der geistig Behinderte hat. Denn eine Therapie ist nur in Abstimmung mit der ganzen Lebenssituation sinnvoll.

Ergotherapie beinhaltet in diesem Zusammenhang die Vermittlung verschiedener Erfahrungen, die der geistig behinderte Mensch zur weiteren Entwicklung seiner Persönlichkeit braucht, die er sich aber nicht eigenständig holen kann. Daraus kann die Devise resultieren: "Über Sinneserfahrung im Handeln Lebenserfahrungen und Handlungs-kompetenz gewinnen". Es soll Lebensnormalität entwickelt, also zwei Lebensräume, nämlich getrenntes Arbeiten und Wohnen, geschaffen werden, die auch dem geistig behinderten Menschen unterschiedliche Lebensrollen ermöglichen.

Ziel der Ergotherapie ist die Wiederherstellung, Verbesserung oder Kompensation der behinderungsbedingten, eingeschränkten Funktionen und Fahigkeiten und bewegt sich in dem großen Spektrum zwischen "Sauberkeitserziehung" und "Kontoeröffnung". Dabei kommen eine Vielfalt an Behandlungsansätzen zum tragen, wie z.B.:
  • basale Stimulation
  • Wahrnehmungsbehandlung nach J. Ayres, Frostig oder Affolter
  • Behandlung von Körperschemastörungen
  • neurophysiologische Behandlungsformen nach Bobath et al. Zum Abbau pathologischer Bewegungsmuster
  • koordinationstraining, Übungen zur grob- und Feinmotorik
  • psychosoziale Verfahren
  • Training von Arbeitsfähigkeit, Arbeitsplatzadaptation
Training im lebenspraktischen Bereich
Ergotherapie wird in den unterschiedlichsten Einrichtungen für geistig Behinderte durchgeführt, also in Sonderschulen, Werkstätten für Behinderte, Tagesförderstätten und im Wohn- und Freizeitbereich von geistig Behinderten.